Der etwas andere Hanf
Was kommt einem in den Kopf, wenn das Wort Hanf in den Raum geworfen wird? Hashish, Marijuana, Gras, Droge, Rauchen, Illegal… und nichts davon beschreibt diese wunderbare Pflanze tatsächlich. Das ist wie, wenn man beim Erwähnen des elektrischen Stroms sofort an den Kurzschluss, Brand, Blitzanschlag, Verbrennung, Krankenhaus usw. denken würde und nicht an Energie, Licht, Wärme – nur um einiges zu nennen.
Hanf oder Cannabis gehört zu der Pflanzengattung der Hanfgewächse-Familie und zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde.
Die ältesten Spuren der Hanfnutzung zur Fasergewinnung werden auf etwa 30 000 Jahre geschätzt.
Bis in das 20 Jahrhundert war Hanf unentbehrlicher und allgemein anerkannter Rohstoff zur Herstellung von unterschiedlichsten Gegenständen, angefangen von Papier, Seilen, Tauen, etc. bis zur Kleidung. Seine Beliebtheit genoss er aufgrund der problemlosen, pflegeleichten Zucht und vollständigen Nutzbarkeit, sowie einer herausragenden Schädlingsresistenz.
Die pharmakologische Wirkungen der Hanfpflanze sind erst vor kurzem in den Fokus gerückt und stecken noch in den Kinderschuhen. Verantwortlich für diese Wirkungen sind die Inhaltstoffe von Cannabis – Cannabinoide.
Cannabinoide - was sind sie?
Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die auch im menschlichen Körper vorhanden sind. Genau genommen sind das Cannabinoid-Rezeptoren, an die die Cannabinoide andocken.
Es sind zwei davon bekannt: CB1 Rezeptoren – die hauptsächlich eine Funktion der Neurotransmittern spielen, die Signalweitergabe der Nerven untereinander regulieren und sorgen dafür, dass die Unter- und Überaktivität der Botenstoffe vor allem im Gehirn und in dem Nervensystem im Gleichgewicht gehalten wird. Sie sind auch für den Schlaf, den Appetit, das Gedächtnis, die Stimmung und auch die Schmerzen verantwortlich. Z.B. bei den Depressionen und auch chronischen Schmerzen senden CB1 Rezeptoren die Botenstoffe aus, die diese Symptome positiv beeinflussen.
Und CB2 Rezeptoren – die für das Immunsystem zuständig sind. Sie sind in den Organen des gesamten Körpers und vor allem in Magen-Darm-System zu treffen. Diese Rezeptoren erfassen jeden Eindringling in unserem Körper, unabhängig davon handelt es sich um Viren, Bakterien oder Toxinen und versuchen den registrierten Eingriff zu verhindern oder ihn abzuschwächen. Die andere Funktion der CB2 Rezeptoren ist Regeneration. Das heißt, dass die befallene Zellen durch sie repariert und Heilungsprozesse des Körpers reguliert werden.
Die kurz erwähnte Botenstoffe, solche wie Serotonin, Dopamin, Endorphin und viele weitere sind wichtige Bausteine in unserem Körper. Doch Überschuss an einigen von ihnen und Mangel an den anderen kann ernsthafte Probleme verursachen. Um das vorzubeugen, verfügen wir über ein so genanntes Endocannabinoidsystem.
Es besteht aus Endocannabinoiden, die vom menschlichen Körper aus Körperfettsäuren produziert werden und die Rolle einer „Waage“ hat und sorgt dafür, dass die Überaktivität der Botenstoffe gehemmt und ihre Unteraktivität angehoben wird, um unser Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das erklärt warum die Cannabinoide für uns so wichtig sind, denn eine unregulierte Produktion der Botenstoffen zu körperlichen Beschwerden oder sogar Krankheiten führen könnte.
Und wenn es mal passiert, dass die Botenstoffe nicht genug produziert werden können, weil der Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist und das eigene Endocannabinoidsystem dem Bedarf nicht nachkommt, wäre sehr praktisch einen externen Nachschub zu bekommen.
Genau da kann uns der Hanf, der über 100 unterschiedliche Cannabinoide aufweist, besonders dienlich sein.
Die zweite gute Nachricht ist – alle Säugetiere, inklusive Menschen können diese Cannabinoide absorbieren.
Der wohl bekannteste Cannabinoid ist THC – Tetrahydrocannabinol, der unter anderem auch psychoactiv wirkt und dank dieser seinen Eigenschaft für den „schlechten“ Ruf der Hanfpflanze gesorgt hat.
Zu den anderen bekannten Cannabinoiden gehören CBD – Cannabidiol und CBG – Cannabigerol und etwas weniger bekannte CBC – Cannabichromen, CBN – Cannabinol und CBL – Cannabicyclol.
Dabei ist es auch zu erwähnen, dass in der Pflanze Cannabinoiden in einer sauren Form enthalten sind. Das ist nähmlich auch der Grund, warum man beim Verzehr des frischen Grasses nicht high wird, da THC selbst in der Hanfpflanze nicht psychoaktiv/berauschend ist. So z.B. die Ursprungsform von CBD ist Cannabidiolsäure – CBDa (acid) und zum CBD wird sie erst durch einen Prozess, der Decarboxylierung oder Aktivierung heißt. Dieser Prozess an sich ist ein völlig normaler Zerfall- oder Alterungsprozess, der durch das Erhitzen massiv beschleunigt werden kann.
Allerdings das sollte nicht bedeuten, dass die Cannabinoiden in ihrer Urform gar keine Wirkung auf den Körper erweisen. Denn hier kommt ein sogenanntes „Entourage Effekt“ zum Vorschein.
Wie es schon angesprochen worden ist, die pharmakologische Wirkungen der Cannabis noch recht jung sind, doch mittlerweile durch einige Studien bewiesen worden, dass viele der positiven Effekte der Heilkräutern keiner bestimmten Substanz zuordenbar sind und ergeben sich aus dem „Zusammenspiel“ der natürlich vorkommenden Stoffen, aktivierten Komponenten und auch anderen oder sekundären Pflanzenstoffen – Terpenen, Terpenoiden, Flavonen und Flavonoiden. Unter diesem Zusammenwirken wird das „Entourage effekt“ gemeint.
Entourage Effekt
Bei der Suche nach Cannabis Produkten, z.B. nach CBD Öl kann man recht viele Angebote finden. Neben den isolierten Ölen, die nur CBD Extrakt enthalten, gibt es noch Vollspektrum Öle und Breitspektrum Öle. Darunter wird gemeint, dass zusätzlich zu dem extragierten CBD Anteil, der in Prozenten angegeben wird, enthält das Öl in geringen Mengen auch andere Cannabinoide und weitere natürliche Stoffe der Cannabispflanze. Die Forschung hat gezeigt , dass reine Extrakte manchmal nicht die erwartende oder nur eine minimale Wirkung haben. Wenn sie jedoch in einem Bündel mit den sekundären Pflanzensubstanzen und nicht aktivierten, „sauren“ Cannabinoiden eingenommen werden, wird oft nicht nur die gewünschte Wirkung erreicht, sondern auch einige andere positive Nebeneffekte, die für die Gesundheit und das allgemeinen Wohlbefinden vorteilhaft sind. So wie es mittlerweile aus den Studien bekannt ist, die Entzündungshemmende und Immunmodulierende Wirkung der Säureform der Cannabinoiden ist auch ausgeprägter als die Wirkung ihrer aktivierten Form. Außerdem weisen sie eine höhere Bioverfügbarkeit auf. In einem „Team“ arbeiten die einzelne Substanzen synergetisch zusammen. Dieser Synergieeffekt kommt dadurch Zustande, dass sich die verschiedene Stoffe in ihrer Wirkung gegenseitig ergänzen und sogar erhöhen. Das volle Spektrum an Inhaltsstoffen ist somit immer mehr als reine Summe der Einzelstoffen.
Bevor wir jetzt etwas tiefer auf diese Stoffe eingehen, es ist zu erwähnen, dass im Vergleich zu CBD Isolaten die Vollspektrum und Breitspektrum Öle etwas bitterlich schmecken und intensiv nach Cannabis riechen und nicht jeder Nutzer diese ihre Eigenschaft als angenehm empfindet. Wer also auf einen milden Geschmack setzt und auf raffiniertes Öl zurückgreift, der kann dann leider nicht von dem Entourage Effekt profitieren. Außerdem enthalten Vollspektrum Öle ein sehr geringen Anteil an THC. Dieser liegt allerdings unter 0.2 Prozent, was deutlich unter dem betäubenden Schwellenwert ist. Und in der Menge wirkt der Cannabinoid nicht berauschend und macht nicht high. Ein weiterer Vorteil ist, dass das bittere Nachgeschmack der Voll- und Breitspektrum Öle das Immunsystem zusätzlich ankurbelt, da „bitter“ vom Körper als „giftig“ eingestuft wird, was sofort zur Aktivierung des Immunsystem führt.
Die sekundären Pflanzenstoffen, die genauso wie Cannabinoiden von der Kraut produziert werden, sind zwar für das Wachstum, Entwicklung und Fortpflanzung der Pflanze nicht ausschlaggebend, übernehmen aber eine andere wichtige Rolle im Abwehr und Kommunikation.
Da Pflanzen sich nicht bewegen können, um z.B. zu kommunizieren und weder Krallen, noch Zähne haben, um sich zu schützen, lösen sie diese Aufgaben auf eine andere Art: durch Chemikalien, anders gesagt durch Geruch und Geschmack.
Flavonoide sind überall in Pflanzenwelt zu treffen: in vielen Obstsorten, z.B. Äpfel, Birnen, Trauben, Beeren, in einigen Gemüse, wie Grünkohl, Auberginen aber auch in dem Tee und Kakao. Es sind derzeit etwa 8000 verschiedene Substanzen dieser Art bekannt. Bei den Flavonoiden handelt es sich hauptsächlich um Farbstoffen, die die farbliche, nicht-grüne Pigmentierung bestimmen und sorgen dafür, dass gelbe Rose gelb oder Blaubeere blau ist. Doch außerdem haben sie bei den Pflanzen auch eine schützende Funktion vor äußeren Umweltwidrigkeiten, solche wie UV Strahlung, Pflanzenfresser und sonstigen Schädlingen. Auf der anderen Seite dienen sie aber auch als Lockmittel um Bestäuber anzuziehen.
Pharmakologisch gesehen nach dem heutigen Standpunkt können die Flavonoiden auf den menschlichen Körper sehr wohltuend wirken, z.B. Entzündungen hemmen, Blutdruck positiv beeinflussen und noch viel mehr. Außerdem haben sie höhen antioxidativen Eigenschaften und somit sind sie fähig die gesundheitsschädliche freie Radikalen, die in Organismus gefährliche Sauerstoffverbindungen bilden, zu neutralisieren. Und zwar in dem, dass sie einerseits die Enzyme, die die freie Radikale bilden, hemmen und die bereits aktivierte freie Radikale eliminieren.
Terpene sind in der ersten Linie – Aromastoffe, die für Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Sie werden in kleinen pilzförmigen Harzdrüsen der Hanfpflanze gebildet, die auf den Blättern und den Knospen sitzen und Trichomen heißen. Jede Pflanzensorte verfügt über ihr eigenes geringfügig anderes Terpenenprofil, deswegen gibt es z.B. so viele unterschiedlich riechenden und schmeckenden Traubensorten und Cannabis ist hier natürlich auch keine Ausnahme. Terpene sind basische Kohlenwasserstoffe, die Bestandteile von ätherischen Ölen sind, die in vielen Pflanzen vorkommen, während Terpenoide sauerstoffhaltige Terpene sind, die auch für das Aroma von Cannabis verantwortlich sind. In der Cannabispflanze bilden Cannabinoide und Terpenoide eine gemeinsame Ausgangsverbindung und wie die Forschung gezeigt hat, sie wirken auf Menschen und Tiere ziemlich stark, selbst wenn sie über Umgebungsluft eingeatmet werden. Laut einer Studie an Mäusen, die eine Stunde lang Terpenoide inhalierten, wurde eine Wirkung festgestellt, die mit der Auswirkung der Einnahme von THC bei den Menschen gegen Schmerzen oder der MS Symptomen vergleichbar ist.
Terpene und Terpenoide sollen ein breites Spektrum der Eigenschaften im biologischen und pharmakologischen Sinne haben. Sie wirken antimykotisch, antiviral, krebshemmend, entzündungshemmend, blutzuckersenkend, antiparasitär, antioxidativ und antimikrobiell.
Alle qualitativ hochwertige Vollspektrum Öle haben dunklere Färbung, einen typischen Hanfgeruch und einen herben Geschmack, bedingt durch die enthaltene Terpene und Flavonoide oder andersherum helle und gutschmeckende Öle sind keine Vollspektrumextrakte.
An dieser Stelle möchten wir noch einmal deutlich machen, dass die reinen Extrakten nicht unbedingt sofort als eine schlechtere Wahl anzusehen sind. Denn beide haben ihre Vorteile und Nutzen. Wenn es über wunderbare medizinische Vorzüge berichtet wird, handelt es sich meistens um die „Mitstreiter“ der Cannabinoiden-Extrakten, den Flavonoiden und Terpenen. Ein Extrakt funktioniert am besten in einer Synergie. Und wenn man alle sekundäre Verbindungen, die auch in einer Hanfpflanze vorkommen, eliminiert, beeinträchtigt das die Eigenschaften dieses Kraftpaketes, das hinter einem Extrakt steckt. Andererseits die isolierte Extrakte sind herstellungsbedingt günstiger als die Vollspektrum Produkte und somit können sie als eine greifbare Alternative gewählt werden. Ein weiterer Aspekt wäre der Geschmack, er ist nämlich meistens bei diesen Isolaten neutral bis angenehm (wenn eine entsprechende Substanz zugefügt wird). So können auch die Menschen in Genuss von Hanfprodukten kommen, die es sonst aufgrund von Geschmack und/oder Geruch nicht anwenden würden. Außerdem ist es möglich, dass Ihr Körper auf einen isolierten Produkt besser reagiert als auf sein Vollspektrum Opponent. Denn jeder menschlicher Körper ist einzigartig und individuell und eine pauschale Aussage zugunsten Einem oder dem Anderen wäre unfair und einfach nicht machbar.